Major Alfred Hortwig

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Alfred Hortwig
Bild: WStLA

Personalia

Geboren:

15. September 1888, Przemyśl

Gestorben:

22. Februar 1967, Wien

Beruf:

Soldat, Angestellter, Unternehmer

Verfolgung:

Haft 22.03.1938 - 02.04.1938,
KZ Dachau 02.04.1938 - 23.09.1938,
KZ Buchenwald 23.09.1938 - 29.04.1939,
Flucht 21.06.1939

KZ-Nummer:

18891, 8270

Lebenslauf

Alfred Hortwig kommt in Przemyśl in Galizien [heute: in Polen] als ehelicher Sohn des k.u.k. Hauptmanns Anton Hortwig und seiner Gattin Carola zur Welt. Ob bereits seine Eltern vom Judentum vom katholischen Glauben konvertierten oder erst Alfred Hortwig läßt sich nicht mehr eruieren. Nach der Volks- und der Unterrealschule, wechselt er auf eine Militäroberrealschule. Nachdem er dort maturiert hat, wechselt er auf die Theresianische Militärakademie in Wiener Neustadt und tritt nach Absolvierung dieser, am 18. August 1909 in das k.u.k.Infanterie-Regiment Nr. 4 'Hoch- und Deutschmeister' ein. 1913 wird er zum Leutnant befördert.

Mit Ausbruch des I. Weltkrieges wird Alfred Hortwig der Militärwissenschaftlichen Abteilung der k.u.k. Armee zugeteilt, wo er bis Ende des Krieges bleibt. 1916 heiratet er Hildegard von Boog und wird in weiter Folge Vater einer Tochter und zweier Söhne.

Nach der Niederlage Österreich-Ungarns, der Zerschlagung der Doppelmonarchie und der Vertreibung der Habsburger, rüstet er 1919 als Major ab. Danach macht er sich als Handelsvertreter für Kunstdünger selbständig. Er tritt dem Wiener Heimatschutz und 1934 der Vaterländischen Front bei. Zwischen 1934 und 1938 ist er Leiter des Informationsdienstes im Generalsekretariat der Vaterländischen Front. In dieser Funktion stemmt er sich vehement gegen den Nationalsozialismus und die Ambitionen Adolf Hitlers Österreich zu Okkupieren.

Am 12. März 1938 muss Alfred Hortwig erleben, wie mit dem Einmarsch der deutschen Wehrmacht das freie und unabhängige Österreich untergeht. Mit der Besetzung Österreichs wird die deutsche Gesetzgebung übernommen und damit auch die ‘Nürnberger Rassengesetze’, nach denen Alfred Hortwig als 'Volljude’ gilt.

Am 22. März 1938 wird Alfred Hortwig um 14:00 Uhr in seiner Wohnung von der Gestapo verhaftet und am 2. April 1938 mit dem sogenannten 'Prominententransport' in das KZ Dachau deportiert. Von dort erfolgt seine Überstellung am 23. September 1938 in das KZ Buchenwald. Nachdem seine Ehefrau 5.000 RM zahlt, kommt er am 29. April 1939 frei.

Nach Wien zurückgekehrt, wird er am 21. Juni 1939 von der Gestapo betreffend eines vor der Verhaftung stehenden politischen Gegners der Nationalsozialisten verhört. Nachdem er diesen nicht preis gibt, weiß Alfred Hortwig, dass er Wien umgehend verlasen muss.

Noch am gleichen Abend flüchtet Alfred Hortwig nach Sluis in den Niederlanden. Im Juni 1940 zieht er nach Paris. Am Tag der Besetzung von Paris durch die deutsche Wehrmacht flieht er im Juni 1940 über Spanien nach Coimbra in Portugal und von dort im Dezember 1940 nach England.

In England schließt sich Alfred Hortwig sofort nach seiner Ankunft im Jänner 1941 dem Pioneer-Corps der Royal Army an, um auf britischer Seite für ein freies Österreich und gegen die nationalsozialistische deutsche Besetzung seines Heimatlandes zu kämpfen. In der Royal Army bekommt er den Namen 'Albert Hartmann' geboren in Neuenburg in der Schweiz, um im Falle einer Gefangennahme durch die Deutsche Wehrmacht nicht als fahnenflüchtiger Jude sofort ermordet zu werden.

Nach meiner Haftentlassung lebte ich überwiegend von Unterstützungen, emigrierte dann im Juni 39 über Holland nach Paris, wo ich in einem Büro für Emigranten eine Anstellung als Kanzleibeamter innehatte und zwar von IX/39- ca. 21. Juni 1940. Zu diesem Zeitpunkt sind die deutschen Truppen in Paris einmarschiert und ich reiste über Biarritz/Irun nach Portugal und von dort ca. Nov./Dez. 1940 nach London.

Während meiner Anstellung in Paris, die mir an sich den nötigsten Lebensunterhalt bot, reiste ich im übrigen im Auftrag des Büros auch ca. 1 Woche nach Ungarn, um dort Kontakte mit österreichischen Flüchtlingen aufzunehmen,

In der britischen Armee (P.C.) diente ich ab Jahresanfang 1941 - 1945. Ich verdiente den üblichen Wehrsold als 'Private' (ohne Dienstgrad) in einer Ausländer-Einheit; letzterer war mehr als gering. Ich habe daher eine mehr als 50% Minderung meines Einkommens erhalten.

Alfred Hortwig am 5. Juli 1963

Als Soldat der Royal Army erlebt Alfred Hortwig die Befreiung Österreichs und die Wiedererrichtung der Republik. Er rüstet dort Mitte 1945 ab und kehrt schließlich im Juni 1946 zurück nach Wien zu seiner Familie die in seiner Heimatstadt blieb.

In Wien nimmt er sein Gewerbe als Handelsvertreter wieder auf. 1949 verstirbt seine Ehefrau. Alfred Hortwig geht in Wien in Pension und verstirbt mit 78 Jahren. Er findet seine letzte Ruhestätte am Wiener Zentralfriedhof.

Orte

Wohnort:

Verfolgung:

KZ Dachau (Deutschland), KZ Buchenwald (Weimar, Deutschland)

Quellen

Wiener Stadt- und Landesarchiv (WStLA)

Österreichisches Staatsarchiv (ÖStA)

Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstands (DÖW)

Friedhöfe Wien - Verstorbenensuche

Alfred Hortwig

Soldat, Angestellter, Unternehmer
* 15. September 1888
Przemyśl
† 22. Februar 1967
Wien
Haft, Flucht, KZ Buchenwald, KZ Dachau