KR Dr. Hans Egon Gros
Personalia
Geboren:
Gestorben:
Beruf:
Verfolgung:
Haft 12.03.1938 - 13.03.1938, März 1938 (11 Tage)
Mitgliedschaften
Lebenslauf
Hans Egon Gros ist seit 1919 Mitglied der Mittelschulverbindung Thuiskonia in Wien. Nach der Matura an der Realschule Wien XVIII studiert er an der Hochschule für Welthandel in Wien und wird 1922 bei der Studentenverbindung Norica aufgenommen. 1937 promoviert er. 1933 meldet er sich zur Mitarbeit bei der VF in Wien und wird in der Folge Funktionär in Wien.
Um Mittemacht des 12.3.1938 wird er von der SA verhaftet und im ehemaligen Sekretariat der VF auf der Hohen Warte verhört. Zu seiner großen Überraschung findet er hier als Kommandanten der SA-Gruppe einen früheren Amtswalter der VF-Döbling vor. Nach dem Verhör wird er noch in der gleichen Nacht wieder freigesetzt und in SA-Begleitung nach Hause gebracht. Einige Tage später erfolgt die erneute Verhaftung in seiner Firma durch die Polizei in Begleitung von SA-Männern. Er wird im Polizeikommissariat Wien XIX (Döbling) einige Stunden festgehalten. Dann wird er in das Polizeikommissariat XVIII (Währing) verbracht, wo er in einer überbelegten Zelle verschiedene ihm gut bekannte Amtswalter der VF vorfindet, darunter auch Anton Pichler. Nach elf Tagen wird er zum Verhör in das Polizeigefangenenhaus Rossauer Lände in Wien IX überstellt und von dort um 2 Uhr früh frei gelassen.
Hans Egon Gros hat 1927 eine Maler- und Anstreicherfirma in Wien XIX und 1936 einen Handel mit Farben und Lacken in Wien III gegründet. Nach dem Anschluss werden ihm 1938 bereits erteilte Aufträge entzogen und das Auto der Firma bis August 1938 beschlagnahmt.
1941 wird Hans Egon Gros zur deutschen Wehrmacht eingezogen und nach der militärischen Ausbildung mit Hilfe von ÖCVern der Kommandantur in Wien zugeteilt. Hier kann er 1943 abrüsten. Anschließend tritt er als Dienstverpflichteter bei der Firma Ing. Piebinger in Wien als Buchhalter ein. Dieses Ingenieurbüro plant und fuhrt im Auftrag der Wehrmacht Industriebauten in den Bergen durch. Obwohl dieses Büros durch die SS überwacht wird, gelingt es Hans Egon Gros, Dr. Anton List, Ernst Klein, Viktor Rasanz und Leopold Walzer, die alle untereinander guten Kontakt halten, ebenfalls dem Wehrdienst zu entziehen und in dieser Firma unterzubringen. Trotz des NS-Terrors halten Hans Egon Gros und seine Familie weiterhin Kontakt zu Bekannten, die von den Nationalsozialisten als „Juden“ oder „Halbjuden“ eingestuft werden. In dem über Hans Egon Gros geführten Gauakt wird seine passive Resistenz gegenüber dem Nationalsozialismus hervorgehoben.
1941 und 1943 wird berichtet, dass seine Frau mit „Jüdinnen“ regelmäßig Kontakt habe, obwohl sie von der Frauenschaft wiederholt darauf aufmerksam gemacht worden sei, dass dies einer nationalen Gesinnung widerspreche.
Nach dem Krieg führt Hans Egon Gros wieder sein Unternehmen.
Orte
Wohnort:
Quellen
- Krause, Peter/Reinelt, Herbert/Schmitt, Helmut (2020): Farbe tragen, Farbe bekennen. Katholische Korporierte in Widerstand und Verfolgung. Teil 2. Kuhl, Manfred (ÖVfStG, Wien), S. 104/105.