Oberlandesgerichtsrat Dr. Alois von Osio

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Alois Osio
Bild: DÖW

Personalia

Geboren:

24. Oktober 1877, Venedig

Gestorben:

5. Jänner 1939, KZ Buchenwald

Beruf:

Beamter

Verfolgung:

Haft 14.03.1938 - 02.04.1938,
KZ Dachau 02.04.1938 - 23.09.1938,
KZ Buchenwald 23.09.1938 - 05.01.1939,
Ermordet am 05.01.1939,
Entlassung 25.05.1938

KZ-Nummer:

13928, 9518

Lebenslauf

Alois Ritter von Osio kommt in Venedig als ehelicher Sohn des Bankdirektors Wilhelm Ritter von Osio und seiner Gattin Henriette Hedwig Fortwängler, geborene Kann. Seine Mutter war vom Judentum zum katholischen Glauben konvertiert, Witwe und und nimmt zwei Söhne in die Ehe mit Wilhelm von Osio mit. Nach der Volksschule besucht Alois von Osio das k.k. Staatsgymnasium in Salzburg, wo er 1896 maturiert. Danach inskribert er Jus an der Universität Wien und wird 1901 zum Doktor der Rechte promoviert.

Am 31. Mai 1901 tritt Alois von Osio als Rechtspraktikant in den Dienst der österreichischen Justiz. 1902 wird er in den Richterdienst in Wien übernommen. Ehrenamtlich engagiert er sich im Kinderfürsorgeverein Bad Ischl. In weiterer Folge wechselt er in das Landesgericht für Strafsachen und übernimmt 1925 das Referat für politische Delikte. Nach der Gründung der Vaterländischen Front tritt er dieser neuen Einheitspartei bei.

Als nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten in Deutschland die Anzahl nationalsozialistisch motivierter Straftaten rasant ansteigt, urteilt er vermehrt über solche Delikte. Nach dem nationalsozialistischen Putschversuch am 25. Juli 1934, bei dem Bundeskanzler Engelbert Dollfuss ermordet wird, ist er einer der zuständigen Richter im Rahmen der Aburteilung der Täter. Es werden auch Todesurteile ausgesprochen. 1937 wird Alois von Osio zum Vizepräsidenten des Landesgerichts für Strafsachen ernannt.

Am 12. März 1938 muss Alois von Osio erleben, wie mit dem Einmarsch der deutschen Wehrmacht das freie und unabhängige Österreich untergeht. Mit der Besetzung Österreichs wird die deutsche Gesetzgebung übernommen und damit auch die ‘Nürnberger Rassengesetze’, nach denen er als 'Mischling I. Grades' bzw. ‘Halbjude’ gilt. Am 14. März 1938 wird er von der Gestapo verhaftet und am 2. April 1938 mit dem sogenannten 'Prominententransport' in das KZ Dachau deportiert. Am 25. Mai 1938 erfolgt seine Entlassung aus dem Richterdienst. Seine Überstellung in das KZ Buchenwald erfolgt am 23. September 1938. In den Konzentrationslagern wird er aufgrund seiner Tätigkeit als Richter und seiner Urteile gegen Nationalsozialisten schwer misshandelt.

Besonders zu leiden hatte Oberlandesgerichtsrat Osio. Als Richter hatte er sowohl gegen Nationalsozialisten wie auch Linksstehende zu verurteilen gehabt und musste es nun büßen. Es ist unbeschreiblich, was er zu erdulden hatte und tapfer hinnahm. In Buchenwald ist er, ein bekannter und gestählter Sportsmann, mit Narben und eitrigen Wunden bedeckt, vollkommen entkräftet gestorben.

Eisenstädter. Bericht über das Lager Dachau von 1940, DÖW. S 7

Alois von Osio wird am 5. Jänner 1939 im KZ Buchenwald von Arbeitskommandoführer Josef Voggesberger ermordet. Als Todesursache wird 'Myodegeneratio Cordis' (heterogene nicht entzündliche Herzkrankheiten) angegeben. Der ledige Alois von Osio wird 61 Jahre alt und findet seine letzte Ruhestätte am Friedhof in Wien-Döbling.

Orte

Wohnort:

Verfolgung:

KZ Dachau (Deutschland)

Sterbeort:

KZ Buchenwald (Weimar, Deutschland)

Quellen

Wiener Stadt- Landesarchiv (WStLA)

Österreichisches Staatsarchiv (ÖStA)

Archiv Universität Wien

Eisenstädter, Hans M.: Bericht über das Lager Dachau von 1940, DÖW 51.485

Bad Ischler Wochenblatt vom 03.07.1910

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Alois von Osio

Beamter
* 24. Oktober 1877
Venedig
† 5. Jänner 1939
KZ Buchenwald
Entlassung, Haft, KZ Buchenwald, KZ Dachau, Ermordet