Dr. Leo Jellinek
Personalia
Geboren:
Gestorben:
Beruf:
Verfolgung:
Tätigkeitsverbot 23.06.1938 - 09.05.1945
Lebenslauf
Leo Jellinek kommt in Wien als ehelicher Sohn des Kaufmanns Jakob Jellinek und seiner Gattin Karoline, geborene Jakobi, zur Welt. Der aus einer jüdischen Familie stammende Leo Jellinek besucht nach der Volksschule das Staatsgymnasium in der Taborstraße 24 im 2. Wiener Gemeindebezirk, wo er 1899 maturiert. Im gleichen Jahr inskribiert er Jus an der Universität Wien und wird 1903 zum Doktor der Rechte promoviert.
1905 konvertiert er zum katholischen Glauben. Er heiratet in weiterer Folge die Katholikin Josefa Neuner. Die Ehe bleibt jedoch kinderlos. Er arbeitet als Notariatskonzipient, absolviert die Notariatsprüfung und wird Notariatskandidat in Klosterneuburg. 1916 erfolgt seine Ernennung zu Notar in Dobersberg in Niederösterreich. 1924 wechselt er und wird zum Notar des Bezirksgerichtssprengels III Alsergrund im 9. Wiener Gemeindebezirk ernannt.
Am 12. März 1938 muss Leo Jellinek erleben, wie mit dem Einmarsch der deutschen Wehrmacht, das freie und unabhängige Österreich untergeht. Mit der Besetzung Österreichs wird die deutsche Gesetzgebung übernommen und damit auch die ‘Nürnberger Rassengesetze’, nach denen er als 'Volljude’ gilt, der mit einer 'Arierin' verheiratet ist. Bereits am 23. Juni 1938 wird er seitens der inzwischen gleichgeschalteten Notariatskammer als Notar entlassen und mit 31. Oktober 1938 als Notar ausgeschieden.
Danach ist Leo Jellinek arbeitslos. Er und seine Ehefrau können sich mit der Vermietung von Immobilien seiner Ehefrau und dem Verkauf von Wertgegenständen finanziell erhalten. Ab 19. September 1941 muss Leo Jellinek den gelben 'Judenstern' tragen. Der Umstand, dass er mit einer 'Arierin' verheiratet ist und diese sich weigert sich von ihm scheiden zu lassen, bewahrt ihn vor einer Deportation in ein Konzentrationslager. Ab 1943 wird er in der Firma Rudolf Petru - Papiersäckeerzeugung dienstverpflichtet und muss in Heimarbeit Papiersäcke kleben.
Leo Jellinek und seine Ehefrau erleben im April bzw. Mai 1945 die Befreiung Österreichs und die Wiedererrichtung der Republik. Bereits am 9. Mai 1945, einen Tag nach der Kapitulation des Dritten Reiches, wird das Tätigkeitsverbot Leo Jellineks aufgehoben und ihm wird ein Notariat im 17. Wiener Gemeindebezirk zugewiesen. Mit 1. August 1946 übernimmt er wieder das Notariat des Bezirksgerichtssprengels III Alsergrund im 9. Wiener Gemeindebezirk. Dieses führt er bis zu seinem Pensionsantritt im Jahre 1952, im gleichen Jahr verstirbt seine Ehefrau.
Leo Jellinek heiratet 1955 Stefanie Merziger und verstirbt mit 96 Jahren in Wien. Er findet seine letzte Ruhestätte am Friedhof in Wien-Neustift.
Orte
Wohnort:
Quellen
Wiener Stadt- und Landesarchiv (WStLA)
Distlbacher, Bernhard/Neschwara, Christian (2025): Geschichte des österreichischen Notariats. Band III. Das österreichische Notariat 1918 - 1938 (Wien)
Archiv der Universität Wien
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