Dr. Josef Schlegel
Personalia
Geboren:
Gestorben:
Beruf:
Verfolgung:
Haft Juli 1938 (kurze Zeit)
Mitgliedschaften
Lebenslauf
Der in Schönlinde/Böhmen geborene Josef Schlegel absolviert das Gymnasium in Leitmeritz und kommt 1888 nach Wien zum Studium der Rechtswissenschaften. 1888 tritt der der Studentenverbindung Norica bei. Nach der Promotion 1893 wird er Einjährig-Freiwilliger und danach Richter in OÖ. Bereits 1901 wird er Mitglied des Reichsrates und 1902 Landtagsabgeordneter in OÖ.
Nach dem Ersten Weltkrieg, den er als Hauptmann-Auditor mitmacht, wird er 1919 Landeshauptmann-Stellvertreter in OÖ und nach dem Tode des Landeshauptmannes Prälat Johann Hauser 1927 Landeshauptmann. Er muss aber wegen seiner konzilianten Haltung gegenüber den im Feber 1934 putschenden Sozialisten zurücktreten und wird pensioniert.
Nach dem Anschluss wird er nach Linz zur Einvernahme durch die Gestapo vorgeladen und verhaftet. Über den Grund seiner Verhaftung schreibt sein Sohn Alfred Schlegl in der Biografie über seinen Vater:
„Es gab im Landhaus einen Akt darüber, wie Hitler im Ersten Weltkrieg sich seiner Einberufung entzogen hatte. Diesen Akt befahl Hitler auszuheben und ihm persönlich vorzulegen. Als man nach dem Schriftstück suchte, findet man statt des Aktes einen Einlagezettel mit dem Namen Dr. Schlegel.“
Josef Schlegel wird zusammen mit seinem Präsidialchef Josef Sommer in Verhören nach dem Verbleib dieses Aktes befragt. Wie sich nach dem Krieg herausstellt, ist der Adolf Hitler betreffende Militärakt, den der oö. Gauleiter August Eigruber am 12.3.1938 auf Befehl in Linz in der Landhauskanzlei gesucht hat, als von „einer unbekannten Person ausgehoben“ unauffindbar gewesen. Hier über berichtet der ehemalige oö. sozialistische Landtagsabgeordnete und Landeshauptmann-Stellvertreter und spätere Bibliothekar Franz Jetzinger 1956 in seinem Buch über Hitlers Jugend. Demnach hat Franz Jetzinger diese brisanten und für Hitler „unliebsamen“ Akten nach dem Studium von Josef Schlegel zurückbekommen und sie unter „Unerledigtes“ abgelegt. Bei Franz Jetzingers Verhaftung anlässlich der Februarereignisse 1934 sind diese Akten in einer Kiste deponiert worden, die Franz Jetzinger später auf seinem Boden wiedergefunden hat. Dieser von Adolf Hitler urgierte „Militärakt“ besteht aus drei Faszikeln: sog. Militärakt (1913/14), Abschiebungsakt (1924) und Ausbürgerungsakt (1925).
Nach 1945 wird der hochbetagte Josef Schlegel Präsident des Rechnungshofes.
Quellen
Fritz, Herbert/Krause, Peter (2013): Farbe tragen, Farbe bekennen 1938–45. Katholisch Korporierte in Widerstand und Verfolgung. (ÖVfStg, 2013) S. 503/504.
Photo: Biolex des ÖCV unter www.oecv.at/biolex; Stand: 13.10.2022.