Dr. Otto Schuster

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Otto Schuster (ÖVfStG)

Personalia

Geboren:

15. November 1897, Klagenfurt

Gestorben:

25. August 1942, Schloss Hartheim

Beruf:

Priester

Verfolgung:

Haft Klagenfurt 09.09.1939 - 09.05.1940,
Haft Strafanstalt Garsten 09.05.1940 - 13.03.1942,
Haft Linz 13.03.1942 - 17.04.1942,
KZ Dachau 17.04.1942 - 12.08.1942,
Euthanasie Anstalt Hartheim 12.08.1942 - 25.08.1942,
Ermordet am 25.08.1942

KZ-Nummer:

29782

Mitgliedschaften

K.Ö.St.V. Karantania Klagenfurt

Lebenslauf

Otto Schuster wird in Klagenfurt geboren und besucht nach der Volksschule das dortige Gymnasium. Nach seiner Matura tritt er in das Klagenfurter Priesterseminar ein. Seine Studien werden nicht nur von seinen Eltern, sondern auch vom Orden der Elisabethinen unterstützt. Am 6. Juli 1924 wird er zum Priester geweiht. Die Verbundenheit mit den Elisabethinen findet u.a. seinen Ausdruck dadurch, dass er seine Primiz in der Kirche des Hl. Laurentius bei den Elisabethinen feiert. Er inskribiert danach Theologie an der Universität Graz.

Danach ist er als Kooperator (Kaplan) in Ferlach, Tainach, und St. Michael ob Bleiburg tätig, bzw. als Pfarrprovisor in Mieger, Windisch, Bleiberg und Ferlach. 1933 wird Otto Schuster zum Pfarrer von St. Margarethen ob Töllerberg. In dieser Funktion erlebt er auch den Untergang des unabhängigen und freien Österreich mit dem Einmarsch der deutschen Wehrmacht am 12. März 1938. Er steht dem Nationalsozialismus strikt ablehnend gegenüber, was er auch in Messen und Kirchenfeiern offen zum Ausdruck bringt.

Am 27. April 1938 promoviert Otto Schuster in Theologie an der Universität Graz und nimmt am 16. September 1938 eine Stelle als Kaplan in Vorderberg im Gailtal an. Seine betonte Gegnerschaft zum Nationalsozialismus bringt ihm alsbald den Vorwurf der Homosexualität, eine von den Nationalsozialisten oftmals verwendete Anschuldigung gegen Geistliche, ein. Am 9. September 1939 wird er schließlich von der Gestapo verhaftet, jedoch nicht wegen Homosexualität, sondern wegen § 130 StGB - Kanzelmißbrauch.

Ein Geistlicher oder anderer Religionsdiener, welcher in Ausübung oder in Veranlassung der Ausübung seines Berufes öffentlich vor einer Menschenmenge, oder welcher in einer Kirche, oder an einem anderen zu religiösen Versammlungen bestimmten Orte vor mehreren, Angelegenheiten des Staates in einer den öffentlichen Frieden gefährdenden Weise zum Gegenstande einer Verkündung oder Erörterung macht, wird mit Gefängnis oder Festungshaft bis zu zwei Jahren bestraft.

§ 130 StGB - Kanzelparagraph

Am 9. Mai 1940 wird Otto Schuster zu zweieinhalb Jahren Gefängnis wegen Kanzelmißbrauchs verurteilt und in die Strafanstalt Garsten eingeliefert. Unter Anrechnung seiner Untersuchungshaft ist er bis 9. März 1942 im Gefängnis.

Otto Schuster wird nach der Haft jedoch nicht entlassen, sondern am 13. März 1942 der Gestapo übergeben. Diese verschleppt ihn am 17. April 1942 in das KZ Dachau. Dort erleidet er fürchterliches und wird für medizinische Experimente, wie etwa Malaria-, Phlegmone- oder Unterdruckversuche missbraucht. Die schwere körperliche Ausbeutung durch die Zwangsarbeit und die grauenhaften Experimente schwächen seine Gesundheit derart, dass er am 12. August 1942 der “Aktion 14f13” (dem NS-Euthanasieprogramm) zugeführt wird und mit dem “Invalidentransport” in die Euthanasie Anstalt auf Schloss Hartheim geführt wird.

Mit einem sogenannten ‘Invaliedentransport’ mußten Häftlinge, die durch die schrankenlose Ausbeutung ihrer Arbeitskraft für die SS und vom täglichen Schrecken des KZ-Alltags gezeichnet waren, am Morgen des 12. August 1942 ihren letzten Weg [Anm.: von Dachau] nach Hartheim bei Linz antreten. Unter den 83 Häftlingen befand sich die Nimmer 29782, Dr. Otto Schuster. In der Gaskammer der nationalsozialistischen Mordanstalt Hartheim wurden sie erstickt.

Exenberger, Helmut in Gitschtaler, Bernhard. Ausgelöschte Namen. S. 182-183

Otto Schuster wird in der Euthanasie Anstalt auf Schloss Hartheim am 25. August 1942 durch Gas ermordet. Sein Leichnam wird am 29. August 1942 eingeäschert und am 19. Oktober 1942 in St. Michael ob Bleiburg beigesetzt.

[Otto Schuster] zog, wie ich, wochenlang die Straßenwalze, ein Ungetüm, gemeinsam mit etwa 20 Mitgefangenen, bekam bei dieser Schwerstarbeit im Straßenbau, bei völliger Unterernährung, in Wind und Wetter, Kälte und Hitze, eine schwere Lungenentzündung, Rippenfellentzündung, er wurde operiert (Rippenresektion), genas; wurde von Univ.-Prof. Dr. Nikolaus Schilling (München) […] zu dem berüchtigten Marlariaversuchen mißbraucht.

Später wurde Dr. Schuster als Versuchskaninchen bei den Phlegmone-Infizierungen mißbraucht, danach kam er in die Luftdruckversuchsbaracke von Dachau. Die Ärzte studierten an den Gefangenen, wie sie auf den verschieden starken Luftdruck reagierten, etwa als ob sie in tausend oder sechstausend Metern Höhe etc. wären, wie Flieger, die dann abstürzten. Weil deutsche Flieger auch in Finnland, Norwegen, am Eismeer usw. abgeschossen wurden und in das Eismeer fielen, wurden oben erwähnte Versuchskaninchen (Schuster) in eisgekühlte Wasserbassins geworfen (nach den Luftdruckversuchen), wo sie bis zur Erstarrung bei der eintretenden Untertemperatur verbleiben mußten.

Zuletzt wurde Dr. Otto Schuster von Pfarrer Arthofer von Kronsdorf (Oberösterreich) auf den Tod vorbereitet (heimlich), mit oben erwähnten 800 Geistlichen in Hartheim bei Linz vergast. Alle unsere Bemühungen, ihn zu retten, schlugen fehl.

Der Priester Nikolaus L'hoste, ebenfalls im KZ Dachau, nach dem Krieg

Quellen

  • Krause, Peter/Reinelt, Herbert/Schmitt, Helmut (2020): Farbe tragen, Farbe bekennen. Katholische Korporierte in Widerstand und Verfolgung. Teil 2. Kuhl, Manfred (ÖVfStG, Wien), S. 315–316.
  • Mikrut, Jan (2000): Blutzeugen des Glaubens. Martyrologium des 20. Jahrhunderts. Band 3 (Wien), S. 185–188.

Gitschtaler, Bernhard (2015): Ausgelöschte Namen. Die Opfer des Nationalsozialismus im und aus dem Gailtal (Salzburg, Wien), S. 181-184.

Otto Schuster

Priester
* 15. Nov. 1897
Klagenfurt
† 25. Aug. 1942
Schloss Hartheim
Haft, KZ Dachau, Ermordet