Univ.-Prof. DDr. Herbert Braunsteiner
Personalia
Geboren:
Gestorben:
Beruf:
Verfolgung:
Zuchthaus Straßburg 10.7.1940 - 01.08.1940,
KZ Schirmeck (Elsaß) 01.08.1940 - 21.08.1940,
Zuchthaus Freudenstadt (Baden-Württemberg) 24.08.1940 - 03.09.1940, Widerstandskämpfer (unentdeckt)
Mitgliedschaften
Lebenslauf
Herbert Braunsteiner gehört bis 1938 dem Österreichischen Jungvolk an.
Nach dem Anschluss setzt er im Schuljahr 1938/39 in Frankreich bei Verwandten seinen Schulbesuch fort. Mit dem Angriff auf Frankreich tritt er einer französischen Ausländerkompanie bei, wird aber nach der Niederlage Frankreichs interniert und an die Deutschen ausgeliefert, die ihn im KZ Schirmeck im Elsass festsetzen.
Im September 1940 gelingt ihm bei Außenarbeit die Flucht zusammen mit zwei Polen. Er wird aber von der Polizei aufgegriffen und wegen illegalen Grenz übertritts bedingt verurteilt.
Zurück in Wien holt er als Externist 1941 die Matura nach. Er wird als wehrunwürdig erklärt und vom Hochschulstudium ausgeschlossen. Über Johann Eidlitz (1920-2000) kommt er mit der Widerstandsgruppe „Österreichischer Kampfbund“ – einer Nachfolgeorganisation der „Antifaschistischen Österreichischen Freiheitsbewegung“ – in Kontakt. Dem Kampfbund werden Flugzettelaktionen und Sabotageakte in Rüstungsbetrieben zugerechnet. In der Folge kommt er über seinen ehemaligen Religionslehrer Dr. Anton M. Pichler und mit Dr. Felix Hurdes in Verbindung.
Ab April 1944 arbeitet Herbert Braunsteiner im „Provisorischen Österreichischen Nationalkomitee“ (POEN) mit, ein Personenkreis im Rahmen der Wiener Widerstandsgruppe „05“.
Nach dem Krieg ist er als persönlicher Sekretär von Felix Hurdes am Aufbau der ÖVP beteiligt. Er durchschwimmt am 19. Mai 1945 bei Großraming die Enns, um in der Amerikanischen Zone über die Gründung der ÖVP zu berichten. Am 4. Juni 1945 öffnet die Universität in Wien wieder und er beginnt sofort mit dem Medizinstudium. 1945 wird er Mitglied der CV-Verbindung Nibelungia Wien. 1948 tritt er der ÖVP Kameradschaft der politisch Verfolgten und Bekenner für Österreich bei.
Nach der Ausbildung zum Internisten und verschiedenen Auslandsaufenthalten in Paris habilitiert er sich 1958 in Wien. 1964 folgt dann sein Ruf als Ordinarius an die Medizinische Universität Innsbruck, deren Vorstand er bis 1993 angehört. 1967 bis 1972 wirkt er als Dekan der Medizinischen Fakultät und bekleidet 1979 bis 1981 das Amt des Rektors der Universität. Über die Grenzen Österreichs hinweg wird er ein bekannter und anerkannter Hämatologe, der für seine wissenschaftliche Tätigkeit zahlreiche Auszeichnungen erhält.
Quellen
Fritz, Herbert/Krause, Peter (2013): Farbe tragen, Farbe bekennen 1938–45. Katholisch Korporierte in Widerstand und Verfolgung. (ÖVfStg, 2013) S. 245/246.
Archiv ÖVP-Kameradschaft der politisch Verfolgten und Bekenner für Österreich