Dr. Georg Krasser
Personalia
Geboren:
Gestorben:
Beruf:
Verfolgung:
Haft 1940 (14 Tage),
Haft 23.08.1944 - 26.08.1944,
in Abwesenheit zum Tode verurteilt 06.05.1945
Mitgliedschaften
Lebenslauf
Georg Krasser ist ein Neffe von Robert Krasser. Er beginnt nach der Matura am Staatsgymnasium Wien-Hietzing 1937 das Studium der Rechtswissenschaften an der Universität Wien und wird 1937 Mitglied der Studentenverbindung Norica. 1938–1939 ist er Sachbearbeiter der Devisenstelle Wien.
Im September 1939 wird er zur deutschen Wehrmacht eingezogen.
Im Dezember 1939 und im Jänner 1940 folgen aber neuerlich Einvernahmen durch die Gestapo, weil er sich „in einer solchen Weise über das Attentat auf den Führer [verübt am 8.11.1939 durch Georg Elsner (9.4.1945 hingerichtet)] geäußert [hatte], als ob er schon vorher davon Kenntnis gehabt hätte.“
Er findet dann militärische Verwendung in Belgien, Frankreich, Griechenland und an der deutschen Ostfront, wo er an Ruhr erkrankt. Nach einem Lazarettaufenthalt wird Unteroffizier Georg Krasser Ende 1941 zur Artillerie-Ersatz- und Ausbildungsabteilung 109 nach Brünn versetzt. Hier sorgt sein Cousin Oberleutnant Hans Janauschek dafür, dass er in der Etappe bleiben kann, nachdem ihn die Ärzte Franz Ritschl und Albert Rheinberger als untauglich für den weiteren Frontdienst begutachtet haben. Hans Janauschek ist der Adjutant des Abteilungskommandeurs Hauptmann Viktor Estermann, ab 15.12.1943 erster aus Österreich kommender Kommandant dieser Einheit. Georg Krasser tritt Ende Januar/Anfang Februar 1942 in Brünn seinen Dienst als Ilb des Stabes, Sachbearbeiter für Unteroffiziere und Mannschaften, an. Hier bildet er mit seinem Cousin und Franz Derndorfer eine Widerstandsgruppe, der sich Fritz Kuso (wegen einer weiteren Versetzung nur für kurze Zeit), Josef Janauschek (der im Juli 1944 nach Brünn gekommen sein dürfte und im Dezember 1944 nicht mehr bei dieser Einheit gewesen ist) und weitere Nicht-ÖCVer angeschlossen haben. Diese Gruppe steht auch in Verbindung mit weiteren militärischen Widerständlern und zivilen Widerstandsgruppen.
Nach dem Attentat auf Adolf Hitler vom 20. Juli 1944 wird Georg Krasser im Zuge einer Verhaftungsaktion am 23.8.1944 um 6 Uhr früh erneut verhaftet und bleibt drei Tage in Haft. Es findet auch eine neuerliche Hausdurchsuchung seiner Wohnung statt. Im Dezember 1944 wird die Einheit nach Amstetten (NÖ) verlegt. (Diese Verlegung könnte im Zusammenhang mit Planungen des Österreichischen militärischen Widerstandes gestanden sein, bei Einsatz sowjetischer Luftlandetruppen im Großraum von Wien die Stadt durch Wehrmachtseinheiten zu besetzen, die aus Österreichern bestanden und sich dem militärischen Widerstand angeschlossen haben.)
In Amstetten schließen sich auch Edwin Stemberger und ein Leutnant Moritz Edlinger (oder Franz Edlinger) dieser Truppeneinheit an. Am 5.5.1945 trifft ein Befehl der übergeordneten militärischen Stelle ein, zur Abwehr eines Angriffs sowjetischer Truppen an das Westufer der Erlauf zu rücken. Georg Krasser schlägt daraufhin Hauptmann Estermann vor, diesen Befehl nicht zu befolgen, sondern die Einheit in das Schloss Hollenstein zu verlegen.
Noch vor dem Abmarsch nach Hollenstein befreit Georg Krasser mit 20-30 Mann seinen Kameraden Wachtmeister Hanel, der in einem Militärarrest in Markt Ardagger (NÖ) einsitzt.
Nachdem Hauptmann Estermann Generalmajor Lothar Rendulic – ab April 1945 Befehlshaber der Heeresgruppe Süd/Ostmark – wieder in Freiheit gesetzt hat, kommt es zu einem einstündigen Schusswechsel, der einen Toten fordert.
Vermutlich die Geheime Feldgendarmerie 177 verurteilt Estermann, Derndorfer, Janauschek, Krasser und zwei Zivilisten desörtlichen Widerstandes in Abwesenheit zum Tode. Das Urteil wird durch das Amtsgericht Amstetten an der Amtstafel kundgemacht. Der größte Teil der Art. Ers. Abt. 109 setzt sich nach Oberösterreich und in die Steiermark ab. Ca. 300 Mann geraten in sowjetische Gefangenschaft.
Georg Krasser kann aus der Gefangenschaft fliehen und ersucht in Wien Leopold Figl um Intervention bei den Sowjets, um eine Befreiung seiner Kameraden aus der Gefangenschaft zu erreichen, was jedoch misslingt.
Nach dem Krieg beendet Georg Krasser sein Jusstudium mit der Promotion zum Dr. iuris und wird Rechtsanwalt.
Orte
Wohnort:
Quellen
- Krause, Peter/Reinelt, Herbert/Schmitt, Helmut (2020): Farbe tragen, Farbe bekennen. Katholische Korporierte in Widerstand und Verfolgung. Teil 2. Kuhl, Manfred (ÖVfStG, Wien), S. 182–184.