Univ.-Prof. Dr. Fritz Schreier

Personalia

Geboren:

4. April 1897, Wien

Gestorben:

7. Juli 1981, Kalifornien

Beruf:

Rechtsanwalt und Universitätsprofessor

Verfolgung:

Haft 17.03.1938 - 02.04.1938,
KZ Dachau 02.04.1938 - 23.09.1938,
KZ Buchenwald 23.09.1938 - 25.11.1938,
Flucht 07.12.1938

KZ-Nummer:

13889, 9796

Lebenslauf

Fritz Schreier kommt in Wien als ehelicher Sohn der jüdischen Familie Emil Schreier und Regina, geborene Tiktin, zur Welt. Nach der Matura inskribert er Jus an der Universität Wien. Zwischen 1915 und 1918 nimmt er am I. Weltkrieg teil. Heimgekehrt setzt er sein Studium fort und wird 1920 promoviert. Danach studiert er an der Universität Freiburg im Breisgau bei Edmund Husserl. 1925 habilitiert er sich für Rechtsphilosophie bei Hans Kelsen an der Universität Wien und lehrt danach als Privatdozent. Im gleichen Jahr heiratet er Josefine 'Pepa' Feldscharek und wird Vater eines Sohnes.

Fritz Schreier verfasst rechtsphilosophische Werke, die die Reine Rechtslehre Hans Kelsens mit der Philosophie Edmund Husserls verbinden. 1929 eröffnet er eine Rechtsanwaltspraxis. Der Gegner der Nationalsozialismus tritt 1935 der Vaterländischen Front bei.

Am 12. März 1938 muss er erleben, wie das freie und unabhängige Österreich mit dem Einmarsch der deutschen Wehrmacht untergeht. Mit der Besetzung Österreichs wird die deutsche Gesetzgebung übernommen und damit auch die ‘Nürnberger Rassengesetze’, nach denen Fritz Schreier als 'Volljude’ gilt.

Am 17. März 1938 wird Fritz Schreier von der Gestapo verhaftet und am 2. April 1938 mit dem sogenannten 'Prominententransport' in das KZ Dachau deportiert. Von dort wird er am 23. September 1938 in das KZ Buchenwald überstellt und am 25. November 1938, unter der Auflage das besetzte Österreich ehestmöglich zu verlassen, entlassen. Am 7. Dezember 1938 flüchten er, seine Ehefrau und sein Sohn nach Genf, zu Hans Kelsen, der ihm ein Stipendium für das Genfer Hochschulinstitut für internationale Studien (IUHEI) besorgt. 1941 emigriert Fritz Schreier gemeinsam mit seiner Familie in die Vereinigten Staaten von Amerika. Er arbeitet zunächst bei einem alten Wiener Bekannten, Paul Lazarsfeld, an der Columbia University und unterrichtet am Brooklyn College in New York Psychologie in Abendkursen.

Im Exil erlebt er die Befreiung Österreichs und die Wiedererrichtung der Republik im April bzw. Mai 1945. Er entscheidet sich jedoch gegen eine Rückkehr. Im Jahr der Befreiung Österreichs übernimmt er ein Marktforschungsinstitut in Philadelphia und läßt sich in Narberth nieder. 1947 nimmt er die US-amerikanische Staatsbürgerschaft an. Später wird er Professor am Brodelin College (Norfolk). Gastprofessuren führen ihn an die University of California (1959), nach Haifa (1963-1966) und an die Universität Santa Clara in Kalifornien (1966/1967).

Fritz Schreier reüssiert wie viele andere Kelsen-Schüler in den Vereinigten Staaten von Amerika nicht als Jurist, sondern mit jener Expertise, die er in Wien nur im extramuralen Exil hatte erarbeiten können; er wird Sozialforscher und widmet sein bekanntestes Werk, Human Motivation – Probability and Meaning, aus dem Jahre 1957, seinem Lehrer Hans Kelsen.

Im Ruhestand zieht er nach Kalifornien, wo er mit 84 Jahren verstirbt.

Orte

Wohnort:

Verfolgung:

KZ Dachau (Deutschland), KZ Buchenwald (Weimar, Deutschland)

Quellen

Wiener Stadt- und Landesarchiv (WStLA)

Wikipedia unter de.wikipedia.org/wiki/Fritz_Schreier

www.geni.com

Ehs, T. (2010). Vertreibung in drei Schritten. Hans Kelsens Netzwerk und die Anfänge österreichischer Politikwissenschaft. Österreichische Zeitschrift für Geschichtswissenschaften, 21(3), 146–173. https://doi.org/10.25365/oezg-2010-21-3-7

Fritz Schreier

Rechtsanwalt und Universitätsprofessor
* 4. April 1897
Wien
† 7. Juli 1981
Kalifornien
Haft, Flucht, KZ Buchenwald, KZ Dachau