Dr. Rudolf Heinrich Kalmar jun.
Personalia
Geboren:
Gestorben:
Beruf:
Verfolgung:
Haft 17.03.1938 - 02.04.1938,
KZ Dachau 02.04.1938 - 27.09.1939,
KZ Flossenbürg 27.09.1939 - 02.03.1940,
KZ Dachau 02.03.1940 - 10.11.1944,
Strafkompanie 10.11.1944
KZ-Nummer:
Lebenslauf
Rudolf Heinrich Kalmar jun. wird als Sohn des Beamten im Wiener Exekutivgerichts Rudolf Kalmar und seiner Ehegattin Charlotte, geborene Hörmann, im 8. Wiener Gemeindebezirk geboren. Sein Vater wird später Journalist bei der Deutschen Zeitung, ab 1916 beim Deutschen Volksblatt und ab 1922 bei der Österreichischen Sonntags-Zeitung. Ab 1925 ist er Chefredakteur der Wiener Neuesten Nachrichten.
Rudolf Kalmar jun. besucht im Anschluss an die Volksschule das Stiftsgymnasium Seitenstetten. Unmittelbar nach der Matura beginnt er bei dem Deutschen Volksblatt als Journalist mitzuarbeiten. Parallel dazu inskribert er Jus und Staatswissenschaften an der Universität Wien. Ab 1922 arbeitet er journalistisch bei der Zeitung Der Wiener Tag mit. 1927 promoviert er in Jus und Staatswissenschaften.
Ab 1934 ist er mit Vincenz Ludwig Ostry als politischem Chefredakteur der nichtpolitische Chefredakteur dieser Zeitung sowie des Montagsblattes Der Morgen, die mit dem ihnen angegliederten Zehngroschenblatt am Montag einen österreichischen Kurs vertreten und den Nationalsozialismus scharf ablehnen. Rudolf Kalmar jun. schreibt u.a. die wöchentliche Kolumne Sozialpolitik des Tages und setzte sich besonders für die Rechte des „kleinen Mannes“ ein.
Als entschiedener Gegner des Nationalsozialismus erlebt Rudolf Kolmar jun. den Untergang des freien und unabhängigen Österreichs mit dem Einmarsch der deutschen Wehrmacht am 12. März 1938. Am 17. März 1938 wird er von der Gestapo verhaftet und mit dem sogenannten Prominententransport am 2. April 1938 in das KZ Dachau deportiert. Da mit dem Überfall des Dritten Reichs auf Polen und dem damit verbundenen Ausbruch des Zweiten Weltkrieges das KZ Dachau kurzfristig für die SS geräumt wird, wird er am 27. September 1939 in das KZ Flossenbürg überstellt und von dort in das KZ Dachau am 2. März 1940 rücküberstellt.
Am 13. Juni 1943 findet auf dem Kleinen Appellplatz des KZ Dachau wohl eine der bizarrsten Freilichttheaterpremieren des 20. Jahrhunderts statt. Eine Gruppe österreichischer, deutscher und tschechischer KZ-Insassen spielt vor anderen Häftlingen und den SS-Wachen Die Blutnacht auf dem Schreckenstein. Das Theaterstück im Stil der Pradler Ritterspiele, bei denen traditionell viele Köpfe rollen, war eine von Rudolf Kalmar jun. verfasste Hitler-Persiflage. Star und Regisseur der immerhin sechs Aufführungen ist Erwin Geschonneck.
Am 10. November 1944 wird Rudolf Kalmar jun. aus dem KZ Dachau einer Strafkompanie der Wehrmacht an der Ostfront zugeteilt. Bereits bei einem ihrer ersten Einsätze wird diese von der Roten Armee überrumpelt und gefangen genommen.
Am 4. September 1945 aus sowjetischer Kriegsgefangenschaft zurückgekehrt, betätigt er sich kurze Zeit in der Kunstsektion des Unterrichtsministeriums (Bundestheaterverwaltung), tritt aber bereits im selben Jahr in die Redaktion der Zeitung Neues Österreich ein, deren Lokalchef und Chefredakteur er von 1947 bis 1956 ist. Daneben schreibt er als Mitarbeiter des Österreichischen Rundfunks Manuskripte zu Radio- und Fernsehreihen. 1957 bis 1960 arbeitet Rudolf Kalmar jun. für die Tageszeitung Die Presse. Ab 1960 ist er Leiter des Literarischen Büros der Bundestheaterverwaltung.
Rudolf Kalmar jun. wird in Würdigung seiner Verdienste um den Journalismus und um das kulturelle Leben von Wien 1958 zum Präsidenten des Österreichischen Presseclubs Concordia gewählt, dessen Vizepräsident er bereits in den Jahren vor 1938 war. Unter seiner Präsidentschaft macht er den Presseclub zu einem Forum, in dem die meisten und interessantesten Pressekonferenzen und die wichtigsten Präsentationen ausländischer Persönlichkeiten stattfinden. Mit dem von ihm angeregten ersten Concordia Ball nach dem Zweiten Weltkrieg 1960 rückt er den Presseclub auch in den gesellschaftlichen Mittelpunkt. Er ist auch Mitglied des Österreichischen P.E.N. Clubs.
Rudolf Kalmar jun. verstirbt im 74. Lebensjahr in Wien und findet seine letzte Ruhestätte in dem Familiengrab auf dem Wiener Zentralfriedhof.
Quellen
Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstands (DÖW)
Wikipedia unter de.wikipedia.org/wiki/Rudolf_Kalmar_junior
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