Josef Kende (geb. Kohn)

Personalia
Geboren:
Gestorben:
Beruf:
Verfolgung:
Haft 14.03.1938 - 02.04.1938,
KZ Dachau 02.04.1938 - 22.09.1938,
KZ Buchenwald 22.09.1938 - 24.10.1938,
Ermordet am 24.10.1938,
Arisierung 01.04.1938
KZ-Nummer:
Mitgliedschaften
Lebenslauf
Josef Kohn kommt in Klausenburg in Siebenbürgen [heute: Cluj-Napoca in Rumänien] als ehelicher Sohn des Besitzers einer Kunst- und Verlagsanstalt Alexander Kohn und seiner Gattin Alavine, geborene Blum, zur Welt. Die Familie ist jüdisch. Wahrscheinlich ändert bereits sein Vater den Familiennamen von Kohn auf Kende.
Nachdem Josef Kende die Volks- und Bürgerschule absolviert hat siedelt die Familie nach Wien, wo er die Handelsschule besucht. 1888 meldet er sich als Einjährig-Freiwilliger zur k.u.k. Armee, besucht im Anschluss eine Handelsakademie in Wien, maturiert 1893 und legt die Prüfung zum Leutnant der Reserve im gleichen Jahr ab.
1895 macht sich Josef Kende als Buchhändler in Wien selbständig, konvertiert zum katholischen Glauben und heiratet die Katholikin Isolde-Helene Schweida. Ein Jahr später kommt die gemeinsame Tochter zur Welt. 1902 wird Josef Kende Geschäftsführer der Buch- und Kunsthandlung und des Antiquariats Halm & Goldmann. Das Unternehmen besteht auch nach der Niederlage Österreich-Ungarns, der Zerschlagung der Doppelmonarchie und der Vertreibung der Habsburger weiter.
1925 tritt Josef Kende der Loge Humanitas in der Großloge von Wien [heute: Großloge von Österreich der Alten, Freien und Angenommenen Maurer] bei. In den 1930ern wird er Inhaber der Buch- und Kunsthandlung und des Antiquariats Halm & Goldmann, welches das Geschäft am Opernring 17, im 1. Wiener Gemeindebezirk betreibt. Nach der Machtergreifung Adolf Hitlers in Deutschland im Jänner 1933 wird die Buchhandlung zur Verlagsvertretung für fast alle Emigranten- und Exilverlage in Österreich und West- und Osteuropa. Darüber hinaus führt sie eine große Auswahl an sozialistischer Literatur.
Am 12. März 1938 erlebt Josef Kende den Untergang des freien und unabhängigen Österreich mit dem Einmarsch der deutschen Wehrmacht. Mit der Besetzung Österreichs wird die deutsche Gesetzgebung übernommen und damit auch die ‘Nürnberger Rassengesetze’, nach denen Josef Kende als 'Volljude’ gilt. Bereits am 14. März 1938 wird er von der Gestapo verhaftet und am 2. April 1938 mit dem sogenannten 'Prominententransport' in das KZ Dachau deportiert. Am 22. September 1938 wird er von dort in das KZ Buchenwald überstellt. Dort verstirbt er am 24. Oktober 1938 in der Haft. Als offizielle Todesursache gibt die SS 'Lungenentzündung' an.
Noch im März 1938 kommt es zu einer überaus raschen Arisierung bzw. Neuübernahme der Buch- und Kunsthandlung und des Antiquariats Halm & Goldmann. Sie gilt bereits mit 31. März 1938 als 'arisiert' und wird ab 1. April 1938 als Offene Handelsgesellschaft geführt. Schon am 13. März 1938 kommt es zu ersten Einschüchterungen, als 'nicht berechtigte Personen' eine 'Beschlagnahme' versuchen und Sparkassabücher sowie Bargeld im Wert von etwa 2.500 Reichsmark entwenden. Die Eindringlinge werden zwar von der Polizei gestellt, die Beute sehen die Inhaber allerdings nicht mehr. Der 'jüdische' Firmenname verschwindet fast über Nacht, und der Namen der neuen Firma, die erst am 20. Jänner 1939 ins Handelsregister eingetragen wird, lautet: 'Edhoffer & Kasimir' nach den Ariseuren, dem 57-jährigen Maler Luigi Kasimir und dem 52-jährigen Kunstverleger Ernst Edhoffer. Im November 1938 hat die Buch- und Kunsthandlung und des Antiquariats Halm & Goldmann am Opernring einen Wert von ungefähr 150.000 Reichsmark und einen Schätzwert von 83.333,32 Reichsmark. Der verlangte Preis beträgt 50.000 Reichsmark, wovon Luigi Kasimir 30.000 und Ernst Edhoffer 20.000 zahlen sollen. Aber so viel Barvermögen haben die Ariseure nicht bzw. geben vor, es nicht zu haben, weshalb die Zahlung in Raten erfolgen und bis längstens 2. September 1940 getilgt sein soll. Dies wird nie gezahlt.
Nach der Befreiung Österreichs und der Wiedererrichtung der Republik im April bzw. Mai 1945 wird das Geschäft restituiert.
Orte
Wohnort:
Verfolgung:
Sterbeort:
Ehrung:
Quellen
Wiener Stadt- und Landesarchiv (WStLA)
Österreichisches Staatsarchiv (ÖStA)
Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstands (DÖW)
Kodek, Günter K. (2009): Unsere Bausteine sind die Menschen. Die Mitglieder der Wiener Freimaurer-Logen 1869-1938 (Wien). S. 179.
Wien.Geschichte.Wiki unter www.geschichtewiki.wien.gv.at/Buch-_und_Kunsthandlung,_Antiquariat_Halm_%26_Goldmann
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