Dr. Arthur Ernst Rutra (geb. Samuely)

Personalia
Geboren:
Gestorben:
Beruf:
Verfolgung:
Haft 12.03.1938 - 02.04.1938,
KZ Dachau 02.04.1938 - 21.05.1938,
unbekannt 21.05.1938 - 09.10.1939,
KZ Buchenwald 09.10.1939 - 21.10.1939,
Haft 21.10.1939 - 05.10.1942,
KZ Maly Trostinez 05.10.1942 - 09.10.1942,
Ermordet am 09.10.1942
KZ-Nummer:
Lebenslauf
Arthur Ernst Samuely kommt in Drohobytsch bei Lemberg in Galizien [heute: Drohobytsch bei Lviv in der Ukraine] als ehelicher Sohn des Kaufmanns Sigmund Samuely und Rosa, geborene Halpern, in einer jüdischen Familie zur Welt. Er verlebt seine Kindheit im galizisch-vielsprachigen Drohobycz . 1903 kommt er mit seiner aus einer jüdischen Gelehrtenfamilie stammenden Mutter nach Wien (die Eltern hatten sich scheiden lassen), wo er am Mariahilfer Gymnasium die Matura ablegt. Von 1911 bis 1913 studiert er an der Universität Wien Jus, ab 1913 Germanistik und Slawistik. 1915 meldet er sich freiwillig in den I. Weltkrieg. Noch im selben Jahr erscheint sein, den gefallenen Kameraden seines Regiments gewidmetes Gedicht Russensturm. Eine Episode aus den Kämpfen in den Karpaten. 1917 erwirbt er während der Regiments-Dienstzeit mit einer Dissertation über Ludwig Börne den Doktorgrad.
Von 1918 bis 1933 lebt Arthur Ernst Samuely als Publizist, Bühnenschriftsteller und Verlagslektor in München. Vermutlich zu dieser Zeit verwendet er als Pseudonym für seinen Nachnamen den Namen 'Rutra' - das Anagramm von 'Artur'. Ab 1920 ist er Vorstandsmitglied des Schutzverbandes Deutscher Schriftsteller und Mitglied des Verbandes Deutscher Bühnenschriftsteller. Größere Erfolge hat Arthur Ernst Rutra mit seinen Theaterstücken, insbesondere mit der Tragödie Der Kronprinz von 1928. Max Reinhardt erwirbt das Stück für das Deutsche Theater in Berlin, Aufführungen folgen in Hamburg, Nürnberg, Frankfurt, Bochum, Duisburg und in Wien am Burgtheater.
Rutra nimmt in seiner Tragödie eindeutig Stellung für die Demokratie und gegen monarchische Restaurationsversuche.
Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten in Deutschland 1933 geht Arthur Ernst Rutra zurück nach Wien, wo er sich ab 1934 der Vaterländischen Front anschließt. Er wird 1936 Mitarbeiter der Zeitung 'Der Christliche Ständestaat', eine Zeitung für katholische Emigranten und ist im 'Heimatdienst' tätig, der zentralen Propagandastelle der Vaterländischen Front. Dort ist er damit betraut, deutschen Presseangriffen gegen Österreich zu begegnen und die Tätigkeit der deutschen Emigranten zu beobachten. Arthur Ernst Rutra ist auch an der Gründung der konservativen Emigrantenorganisation 'Deutsche Front' beteiligt. 1937 konvertiert er zum Katholizismus. Nun ändern er und seine Mutter ihren Nachnamen auch standesamtlich auf 'Rutra'.
Am 12. März 1938 erlebt er, wie das freie und unabhängige Österreich, für das er sich so leidenschaftlich eingesetzt hat, mit dem Einmarsch der deutschen Wehrmacht untergeht. Mit der Besetzung Österreichs wird die deutsche Gesetzgebung übernommen und damit auch die ‘Nürnberger Rassengesetze’, nach denen Arthur Ernst Rutra als 'Volljude’ gilt.
Sein Engagement in der Auseinandersetzung mit deutschen bzw. nationalsozialistischen Presseangriffen gegen Österreichs Selbständigkeit und vor allem seine Zusammenarbeit mit Hitlers Intimfeind Otto Strasser dürften Ursache gewesen, weshalb er noch am Tag der Besetzung Österreichs von der Gestapo verhaftet wird. Am 2. April 1938 wird Arthur Ernst Rutra mit dem sogenannten 'Prominententransport' in das KZ Dachau deportiert. Zwischen 21. Mai 1938 und 9. Oktober 1939 kommt er an einen nicht mehr eruierbaren Ort, von dem er am 9. Oktober 1939 in das KZ Buchenwald überstellt wird. Am 21. Oktober 1939 wird er aus dem Konzentrationslager in eine Haftanstalt in Berlin eingewiesen, da ihm der Prozess wegen 'Vorbereitung zum Hochverrat' gemacht werden soll.
In einem Prozess vor der Volksgerichtshof am 2. April 1941 wird Arthur Ernst Rutra zu 15 Jahren Zuchthaus verurteilt. Im Sommer 1942 wird er von Berlin in das Sammellager Sperlgasse im II. Wiener Gemeindebezirk überstellt, von wo er am 5. Oktober 1942 in das KZ Maly Trostinez deportiert wird. Unmittelbar nach seiner Ankunft ermorden ihn dort die Nationalsozialisten am 9. Oktober 1942.
Orte
Wohnort:
Verfolgung:
Sterbeort:
Quellen
Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstands (DÖW)
UeLEX unter uelex.de/uebersetzer/rutra-arthur-ernst/
Österreichisches biographisches Lexikon unter www.biographien.ac.at/oebl/oebl_R/Rutra_Arthur-Ernst_1892_1942.xml
Wikipedia unter de.wikipedia.org/wiki/Arthur_Ernst_Rutra
Stadtportal München unter gedenkbuch.muenchen.de
Blaeulich, Max (2015): Arthur Ernst Rutra (1892-1942). In: Literatur und Kritik (Salzburg), Heft 491/492, März 2015, S. 93-110.
