Carl Vaugoin
Personalia
Geboren:
Gestorben:
Beruf:
Verfolgung:
Haft 28.03.1938 - 09.08.1939,
Enteignung 1939
Mitgliedschaften
Lebenslauf
Carl Vaugoin besucht zunächst das Gymnasium in Kremsmünster und wechselt dann auf das Amerlinggymnasium in Wien 6, wo er 1892 maturiert. Er absolviert das Einjährig-Freiwilligenjahr, um 1894 die Laufbahn als Berufsoffizier einzuschlagen. Weil er aber als für den Truppendienst untauglich befunden und 1899 außer Dienst gestellt wird, tritt er als Beamter in den Dienst der NÖ Landesregierung und ist dort im Rechnungsdienst tätig. Zeitgleich tritt er der CSP bei, die er 1912–1920 im Wiener Gemeinderat vertritt.
Am Ersten Weltkrieg nimmt er – zuletzt im Rang eines Rittmeisters – teil. Nach dem Krieg ist er 1918–1920 Wiener Stadtrat und dann in der parlamentarischen Phase der Ersten Republik 1920–1933 Abgeordneter zum Nationalrat. 1926 wird der christlichsoziale Politiker Carl Vaugoin Ehrenmitglied bei der Studentenverbindung Rudolfina und im selben Jahr auch bei der Mittelschulverbindung Liechtenstein Wien.
Als Heeresminister (1920,1922 bis 1933) gehört er insgesamt 15 Kabinetten an. Ihm gelingt es, die Truppe der Volkswehr in das politisch neutrale Österreichische Bundesheer umzuwandeln. 1929/30 bekleidet er auch das Amt des Vizekanzlers sowie September bis November 1930 das des Bundeskanzlers. 1930–1933 wird er Nachfolger von Ignaz Seipel als Bundesparteiobmann der Christlichsozialen Partei. Er gehört zu jener Gruppe von Politikern (wie Josef Schlegl, Josef Anton Resch, Otto Ender, Richard Wollek, Leopold Kunschak, Friedrich Funder), die mit der Politik des Ständestaates nicht einverstanden sind und nach der „Selbstauflösung“ des Parlamentes ihre Positionen verlieren. Carl Vaugoin wird 1933–1936 Präsident der Verwaltungskommission der Österreichischen Bundesbahnen – und damit politisch entmachtet.
Als der CV nach der Machtübernahme Adolf Hitlers am 30. Jänner 1933 in Deutschland immer mehr von den Nationalsozialisten unterwandert wird, kommt es am 8. Mai 1933 zum Antrag der Rheno-Palatia Breslau, der den Ausschluss von Engelbert Dollfuss und Carl Vaugoin aus dem CV fordert. Das hat unter anderem zur Folge, dass sich alle Österreichischen Verbände und Verbindungen, hinter die beide Exponenten stellen und löst schließlich die „Abschaltung“ (Abspaltung) der Österreichischen Verbindungen vom großen gemeinsamen CV und die Gründung des ÖCV aus.
Nach dem Anschluss wird Carl Vaugoin bei seiner Rückkehr aus Italien am 28. März 1938 verhaftet und im Polizeigefangenenhaus in Wien inhaftiert. 1939 wird zunächst sein Vermögen beschlagnahmt und anschließend wird ihm sein Ruhegenuss aberkannt. Aus Gesundheitsgründen wird er am 9. August 1939 aus der Haft entlassen. 1940 muss er seinen Aufenthalt in Bayern nehmen, 1942 wird ihm Bad Blankenburg in Thüringen als Zwangsaufenthalt zugewiesen. Ab 1943 kann er nach Niederösterreich zurückkehren und lebt dann im „Ausweichspital“ Litschau. Die letzten Lebensmonate verbringt er – nach einer Krankheit gelähmt – im Stift Dürnstein/NÖ.
Orte
Wohnort:
Quellen
Krause, Peter/Reinelt, Herbert/Schmitt, Helmut (2020): Farbe tragen, Farbe bekennen. Katholische Korporierte in Widerstand und Verfolgung. Teil 2. Kuhl, Manfred (ÖVfStG, Wien) S. 371/372.; Photo: ÖVfStg