Dr. Franz Josef Krusche
Personalia
Geboren:
Gestorben:
Beruf:
Verfolgung:
Verwahrung- und Untersuchungshaft 13.07.1939 - 28.12.1939, Haft 28.12.1939 - 13.01.1941
Mitgliedschaften
Lebenslauf
Franz Josef Krusche besucht nach der Matura die Hochschule für Welthandel in Wien, wo er 1923 der Studentenverbindung Pflug beitritt. 1930 macht er die Diplomprüfung und wird im Juli 1935 zum Doktor der Handelswissenschaften (Dr. rer. merc.) promoviert. Er arbeitet zunächst als Buchhaltungsbeamter bei der Molkerei Gföhl und tritt dann in die Dienste der Generaldirektion der Österreichischen Bundesbahnen [ÖBB). 1935–1937 ist er kaufmännischer Angestellter bei der Alpinen Montan-Gesellschaft. Im November 1937 kehrt er als betrauter Dezernent zu den Bundesbahnen zurück. Er ist einfaches Mitglied der VF.
Nach dem Anschluss wird Franz Josef Krusche Ende April 1938 aus dem Dienst entlassen, „weil er als Vertrauter des gewesenen Handelsministers der Systemregierung, Fritz Stockinger, gegolten hat.“ Stockinger ist 1933–1936 Bundesminister für Handel und Verkehr und 1936–1938 auch Präsident der ÖBB gewesen. Er hat rechtzeitig ins Ausland fliehen können, um nicht verhaftet zu werden. Franz Josef Krusche tritt Anfang März 1939 als Geschäftsführer in die Firma von Stockingers Gattin ein. Er hält den persönlichen Kontakt zu Stockinger aufrecht, der sich zu der Zeit in Paris aufhält, wo er ihn im Dezember 1938 auch einmal besucht. Franz Josef Krusche erhofft sich von ihm eine neue Existenz, die er durch ihn verloren hat. In Stockingers Auftrag unternimmt Franz Josef Krusche auch Reisen im Jänner und Juni 1939 nach Budapest. Seit Anfang Juli 1939 wird die Stapo-Leitstelle in Wien auf diese Kontakte aufmerksam, weil er „vermutlich mit Stockinger in regem Briefwechsel stehe und auch nachrichtendienstlich für eine Emigrantengruppe in Paris sich betätige.“ Diese verschlüsselte Korrespondenz, die Auskunft über die Situation in Österreich gibt, wird bei einer Hausdurchsuchung gefunden und dechiffriert. Sie führt am 13.7.1939 zur Verhaftung durch die Gestapo. Das LG Wien als Sondergericht verurteilt Franz Josef Krusche daraufhin am 28.12.1939 „wegen eines Vergehens nach § 1 des Gesetzes gegen heimtückische Angriffe auf Staat und Partei und zum Schutze der Parteiuniformen vom 20.12.1934, RGBI. I, Seite 1269, zu achtzehn (18) Monaten Gefängnis“ unter Anrechnung der Untersuchungshaftzeit Als strafverschärfend wird dabei „die Wiederholung der strafbaren Handlung“ gesehen, weil „der Angeklagte damit rechnen musste, dass seine Mitteilungen von den in Paris lebenden Emigranten als Waffe im Kampf gegen das Reich verwendet werden.“ Anschließend wird ihm am 25.11.1940 vom LG Wien auch der Diplom- und der Doktortitel aberkannt unter Berufung auf § 4 des Gesetzes über die Führung akademischer Grade vom 7.6.1939, „wenn sich der Inhaber durch sein späteres Verhalten der Führung eines akademischen Grades unwürdig erwiesen“ hat, was durch die Verurteilung gegeben ist. Die Aufhebung dieser Entscheidung wird vom Reichsministerium für Wissenschaft und Volksbildung in Berlin am 29.8.1941 zurückgewiesen. Die Nachricht des Rektors der Wirtschaftsuniversität Wien über den Beschluss des Professorenkollegiums vom 28.7.1945, dass Franz Josef Krusche der Doktortitel wieder zuerkannt wird, kann damals nicht zugestellt werden, weil die Adresse unbekannt ist; der Brief liegt ungeöffnet bis zum 17.4.2015 im Archiv der WU Wien. Nach der Enthaftung am 13. 1.1941 kehrt Franz Josef Krusche nicht mehr in seine Wiener Wohnung zurück, sondern wechselt über den Pinzgau nach Innsbruck.
Nach dem Krieg ist er in den Bundesministerien für Inneres und für Verkehr tätig, zuletzt im Rang eines Ministerialrats. er stirbt 1967 in Klosterneuburg und hat seine letzte Ruhestätte in Altlengbach/NÖ gefunden.
Orte
Wohnort:
Quellen
Krause, Peter/Reinelt, Herbert/Schmitt, Helmut (2020): Farbe tragen, Farbe bekennen. Katholische Korporierte in Widerstand und Verfolgung. Teil 2. Kuhl, Manfred (ÖVfStG, Wien) S. 190/191.