Dr. Ludwig Josef Soswinski

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Ludwig Soswinski
Bild: DÖW

Personalia

Geboren:

15. Jänner 1905, Wien

Gestorben:

9. Februar 1997, Wien

Beruf:

Politiker

Verfolgung:

Haft 12.03.1938 - 02.04.1938,
KZ Dachau 02.04.1938 - 27.09.1939,
KZ Flossenbürg 27.09.1939 - 02.03.1940,
KZ Dachau 02.03.1940 - 28.01.1944,
KZ Majdanek 28.01.1944 - 30.07.1944,
KZ Auschwitz 30.07.1944 - 25.01.1945,
KZ Mauthausen 25.01.1945 - 05.05.1945

KZ-Nummer:

13809

Ehrungen:

Silbernes Ehrenzeichen für Verdienste um das Land Wien

Goldenes Ehrenzeichen für Verdienste um das Land Wien

Großes Ehrenzeichens für Verdienste um die Republik Österreich

Ehrenzeichen für Verdienste um die Befreiung Österreichs

Großes Verdienstkreuz Erster Klasse Bundesrepublik Deutschland

Ehrenzeichen in Gold des Kriegsopfer- und Behindertenverbands für Wien, Niederösterreich und Burgenland

Mitgliedschaften

Sozialdemokratische Partei Österreichs, Kommunistische Partei Österreichs, Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstands

Lebenslauf

Ludwig Josef Soswinski kommt in Wien als ehelicher Sohn des Schriftsetzers in der Staatsdruckerei Ludwig Soswinski und seiner Gattin Anna, geborene Herzka, zur Welt. Ludwigs Vater ist katholisch, seine Mutter jüdisch, er selbst wird katholisch getauft. Er absolviert nach dem Ende seiner Schullaufbahn ein Studium der Rechtswissenschaft an der Universität Wien und wird dort nach Studienende 1929 zum Dr. jur. promoviert. Nach dem Gerichtsjahr ist er Revisor der Konsumgenossenschaft im Zentralverband der österreichischen Konsumvereine. Schon während seines Studiums betätigt er sich als Funktionär beim Sozialdemokratischen Studentenschaft [heute: VSSTÖ] der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei (SDAP) [heute: SPÖ]. Danach ist er Zugskommandant der Akademischen Legion beim Republikanischen Schutzbund. In dieser Zeit heiratet er Else Noki, die Ehe geht jedoch später in Brüche.

Im 1934 nimmt er am sozialistischen Februaraufstand teil, tritt aber danach aus der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei (SDAP) aus und der Kommunistischen Partei Österreichs (KPÖ) bei. Am 19. Juli 1937 wird er wegen illegaler kommunistischer Betätigung verhaftet und zu acht Monaten Gefängnis verurteilt. Er kommt am 17. Februar 1938 aufgrund einer Amnestie frei.

Am 12. März 1938 muss Ludwig Soswinski erleben, wie das freie und unabhängige Österreich mit dem Einmarsch der deutschen Wehrmacht untergeht. Mit der Besetzung Österreichs wird die deutsche Gesetzgebung übernommen und damit auch die ‘Nürnberger Rassengesetze’, nach denen Ludwig Soswinski als 'Mischling I. Grades' bzw. ‘Halbjude’ gilt. Noch am Tag der Okkupation wird er aus politischen Gründen verhaftet und am 2. April 1938 mit dem sogenannten 'Prominententransport' in das KZ Dachau deportiert. Nach dem Überfall Hitler-Deutschlands auf Polen wird das Konzentrationslager für die SS geräumt und Ludwig Soswinski am 27. September 1939 in das KZ Flossenbürg überstellt. Die Rücküberstellung in das KZ Dachau erfolgt am 2. März 1940.

Im KZ Dachau wird er nach einigen Monaten Kapo in der 'Zahlmeisterei Schubraum', wo er mit der Verwaltung von Häftlingskonten beschäftigt ist. Er ist an Geldumbuchungen von Konten wohlhabender Häftlinge – mit deren Wissen – auf Konten mittelloser Häftlinge beteiligt, damit auch diese in der Lagerkantine einkaufen können. Nachdem diese finanziellen Transaktionen im Frühjahr 1940 durch Angehörige der Lager-SS aufgedeckt werden, kommen die Mitglieder des Zahlmeisterei-Kommandos auf Anordnung des Schutzhaftlagerführers Egon Zill für 45 Tage in verdunkelte Einzelzellen des Lagerbunkers und werden danach für ein Jahr der Strafkompanie zugeteilt. Er gehört der 1942 entstandenen Widerstandsgruppe im Konzentrationslager an. Im Mai 1943 entsteht aus der österreichischen Widerstandsgruppe und dem polnischen Lagerwiderstand die Kampfgruppe Auschwitz (KGA). Am 28. Jänner 1944 wird er in das KZ Majdanek verschleppt und von dort am 30. Juli 1944 in das KZ Auschwitz weitergeleitet. Ludwig Soswinski gehörte bei der KGA ab Herbst 1944 der Internationalen Leitung an. Mit dem Herannahen der Roten Armee wird das KZ Auschwitz geleert und Ludwig Soswinski am 25. Jänner 1945 in das KZ Mauthausen gebracht. Auch dort schließt er sich dem Lagerwiderstand an und erlebt die Befreiung durch die US-Army am 5. Mai 1945.

Nach der Befreiung Österreichs und der Wiedererrichtung der Republik engagiert sich Ludwig Soswinski wieder bei der Kommunistischen Partei Österreichs (KPÖ) und heiratet im Dezember 1946 die Auschwitzüberlebende Herta Mehl. Er hat in weiterer Folge einen Sohn und eine Tochter mit ihr. Er wird stellvertretender Vorsitzender der Kreditlenkungskommission und gehört ebenso bis 1948 dem Generalrat der Österreichischen Nationalbank an, unter anderem befasst er sich mit der Wiedereinführung des Schillings. Von 1945 bis 1958 gehört er dem Wiener Gemeinderat und dem Landtag an. Zusammen mit seiner Ehefrau tritt er nach 1968 aus der KPÖ aus. Zudem engagiert er sich seit der Befreiung vom Nationalsozialismus für die Belange ehemaliger Widerstandskämpfer und NS-Opfer. Ab 1955 ist er Obmann des Landesverbandes im Bundesverband österreichischer Widerstandskämpfer und Opfer des Faschismus (KZ-Verband) und ab 1964 wirkt er in gleicher Funktion im Bundesverband. Zudem wird er Vizepräsident der Internationalen Föderation der Widerstandskämpfer (FIR), begründet die Arbeitsgemeinschaft der Opferverbände in Österreich und ist Obmann der Lagergemeinschaft Mauthausen, deren Nachfolgeorganisation das Mauthausen Komitee Österreich ist. Er ist 1963 Mitbegründer des Dokumentationsarchivs des österreichischen Widerstandes (DÖW) und wird schließlich Vizepräsident dieser Organisation. Ab 1980 wirkt er bei der Überführung des DÖW in eine Stiftung mit und betätigt sich dort bis zur Einsetzung des Stiftungsrates im Jahre 1984 als Kurator.

Ludwig Soswinski stirbt mit 92 Jahren und findet seine letzte Ruhestätte am Friedhof der Feuerhalle Simmering in Wien.

Orte

Wohnort:

Verfolgung:

KZ Dachau (Deutschland), KZ Flossenbürg (Deutschland), KZ Majdanek (Lublin, Polen), KZ Auschwitz (Polen), KZ Mauthausen

Quellen

Wiener Stadt- und Landesarchiv (WStLA)

Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstands (DÖW)

Wikipedia unter de.wikipedia.org/wiki/Ludwig_Soswinski

Matricula Online

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Ludwig Soswinski

Politiker
* 15. Jänner 1905
Wien
† 9. Februar 1997
Wien
Haft, KZ Auschwitz, KZ Dachau, KZ Flossenbürg, KZ Majdanek, KZ Mauthausen