Unv.-Prof. DDDr. Albert Niedermeyer

Personalia

Geboren:

24. September 1888, Wien

Gestorben:

22. März 1957, Wien

Beruf:

Universitätsprofessor

Verfolgung:

Haft 25.03.1938 - 16.06.1938,
KZ Sachsenhausen 16.06.1938 - 19.09.1938

Mitgliedschaften

K.Ö.L. Josephina Wien

Lebenslauf

Albert Niedermeyer verbringt seine Jugend in Schlesien. Nach der Matura studiert er zunächst in Wien Biologie und wird hier 1910 zum Dr. phil. promoviert, dann wechselt er nach Breslau [Wroclaw] zum Medizinstudium, das er 1916 mit der Promotion abschließt. Nach dem Ersten Weltkrieg inskribiert er in Breslau an der Juristischen Fakultät und wird hier 1924 zum Dr. iur. promoviert. Anschließend beginnt er seine medizinische Laufbahn als Arzt in Greifswald [Mecklenburg-Vorpommern]. Von dort kehrt er nach Schlesien zurück, zunächst nach Schönberg (Ldkrs. Lauban)/Niederschlesien [Sulikow] und dann zur Frauenklinik in Breslau. Ab 1927 ist er als niedergelassener Facharzt für Gynäkologie in Görlitz tätig.

Weil Albert Niedermeyer 1934 gegen die im Deutschen Reich vorgenommene Zwangssterilisation protestiert und Abtreibungen ablehnt, werden ihm seine Belegbetten und dann auch die Kassenzulassung entzogen. Somit ist seine weitere ärztliche Tätigkeit gefährdet und er flieht nach Österreich. 1934–1938 ist er im Wohlfahrts- und Fürsorgeamt der Stadt Wien beschäftigt. Seine Familie folgt ihm nach Wien, als ihm die österreichische Staatsbürgerschaft zuerkannt worden ist.

Zum Zeitpunkt des Anschlusses ist Albert Niedermeyer im Familienamt der Stadt Wien tätig. Er wird von der Gestapo am 25. März 1938 verhaftet und in das Polizeigebäude an der Rossauer Lände gebracht. Albert Niedermeyer führt in seiner Autobiographie „Wahn, Wissenschaft und Wahrheit“ als Begründung für seine Verhaftung u. a. an, die Nationalsozialisten hätten ihm vorgeworfen, „sich mit religiöser und wissenschaftlicher Begründung gegen das Sterilisationsgesetz gewandt zu haben“. In seiner Autobiographie habe er „eine völlig verfälschte und ‚romhörige‘ Darstellung der Reichsidee gegeben und damit den jahrhundertelangen Kampf des deutschen Volkes um das ‚Reich‘ sabotiert.“

Mit der von ihm vertretenen Pastoralmedizin und Sozialhygiene sei – so der weitere Vorwurf – „ein ‚fortlaufendes Attentat auf die geistigen Grundlagen des Dritten Reiches‘ verübt“ worden. Seine Autobiographie wird im Deutschen Reich und in Österreich ab 1938 verboten.

Am 16.6.1938 wird Albert Niedermeyer in das KZ Sachsenhausen überstellt. Nach seiner Enthaftung am 19.9.1938 erhält er ein Publikationsverbot Da die Gestapo Anfang 1940 gegen die vom Wehrkreiskommando ausgesprochene Einberufung Albert Niedermeyers Einspruch eingelegt hat, wird er daraufhin bis 1943 als Zivilvertragsarzt in einem Lazarett verpflichtet. Nebenbei führt er zu Hause eine Privatpraxis.

Nach dem Krieg habilitiert sich Albert Niedermeyer an der Universität Wien für Pastoralmedizin, 1948–1955 leitet er das Institut für Pastoralmedizin an der Universität Wien. Neben dem sechsbändigen „Handbuch der speziellen Pastoralmedizin“ (1949–1952) gehören u. a. „Kompendium der Pastoralmedizin“ (1955) und „Kompendium der Pastoralhygiene“ (1956) zu den Hauptwerken seines wissenschaftlichen Schaffens.

Orte

Verfolgung:

KZ Sachsenhausen (Oranienburg, Deutschland)

Wohnort:

Freyung 6 (Wien)

Quellen

  • Krause, Peter/Reinelt, Herbert/Schmitt, Helmut (2020): Farbe tragen, Farbe bekennen. Katholische Korporierte in Widerstand und Verfolgung. Teil 2. Kuhl, Manfred (ÖVfStG, Wien), S. 231/232.

Albert Niedermeyer

Universitätsprofessor
* 24. Sep. 1888
Wien
† 22. März 1957
Wien
Haft, KZ Sachsenhausen