Ernst Isidor Borger

Données personnelles
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Curriculum Vitae
Über Ernst Isidor Borger ist nicht viel erhalten geblieben. Er wird in Wien 1882 als ehelicher Sohn von Adolf und Rosa Borger geboren. Eingetragen wird er in der Israelitischen Kultusgemeinde Wien (IKG). Nachdem er nach 1938 nicht deportiert wird, dürfte ein Elternteil 'arisch' gewesen sein, er demnach nach den 'Nürnberger Rassengesetzen' ein 'Mischling I. Grades' sein. Er tritt später in den öffentlichen Dienst und wird Beamter. Im I. Weltkrieg nimmt er als Offizier teil, wird verschüttet und kehrt als Kriegsinvalide heim.
Nach der Besetzung Österreichs durch die Deutsche Wehrmacht am 12. März 1938 wird er am 10. November 1938 von der Gestapo verhaftet und 14 Tage in Haft behalten. Die genauen Gründe der Haft sind unbekannt. In dieser Zeit wird er schwer Misshandelt.
Als ich in der Elisabethpromenade in einer Zelle mit ca. 35 Leuten beisammen saß, kam plötzlich ein SS-Verfügungsmann herein. Da ich nicht sofort stramm stand, fragte er mich warum ich keine Haltung einnehme. Ich erwiderte: "Weil ich nicht will."
Als alter österreichischer Offizier widerstrebte es mir, vor so einem Lackel stillzustehen. Daraufhin versetzte er meine eine Ohrfeige. Von diesem Tage an hatte ich nichts Gutes mehr. Schon am nächsten Tag führte er mich in eine Einzelzelle, wo ich gezwungen wurde, in grelles elektrisches Licht zu blicken. Zirka bis eineinhalb Stunden. Schloss ich nur wenige Augenblicke das Augenlid, stieß er mich mit dem Pistolenknauf in den Rücken.
Dies musste ich zehn Tage über mich ergehen lassen. Dadurch verblendete sich mein Sehvermögen zusehends. Ich trug wohl, schon vom I. Weltkrieg her, wo ich zweimal verschüttet wurde, eine Brille. Nun verschlechterte sich mein Zustand, wie aus ärztlichen Zeugnissen ersichtlich ist, immer mehr. Nur weil ich Kriegsinvalide aus dem I. Weltkrieg gewesen bin, wurde ich entlassen nach 14 Tagen während die übrigen alle nach Dachau kamen.
Nach seiner Haftentlassung wird er am 30. April 1939 aus dem öffentlichen Dienst entlassen. Während des II. Weltkrieges ist er arbeitslos.
Am 1. Juli 1944 tritt Ernst Isidor Borger der Widerstandsgruppe Gruppe Freies Österreich/Gruppe Karl Gruber (FÖ) bei. Werden zuerst nur Flugzettel produziert, so wird ab dem 15. November 1943 durch Mitglieder der Gruppe Freies Österreich/Gruppe Karl Gruber (FÖ) im Wiener Vorwärts-Verlag heimlich die Kampfzeitung ‚Freies Österreich! Blätter für Friede, Freiheit und Fortschritt‘ herausgegeben. In insgesamt sechs Ausgaben wird darin, neben den Forderungen nach der Wiedererrichtung des freien und unabhängigen Österreichs und der Überwerfung des nationalsozialistischen Terrorregimes, von den Kriegsschauplätzen und den Niederlagen deutscher Truppen berichtet.
Die Gruppe hat ihren Treffpunkt in Räumlichkeiten in der Stuckgasse 6 im 7. Wiener Gemeindebezirk. Als die Gruppe im Herbst 1944 auffliegt und viele Mitglieder von der Gestapo verhaftet werden, schafft es Ernst Isidor Borger unentdeckt zu bleiben.
In Wien erlebt Ernst Isidor Borger die Befreiung Österreichs und die Wiedererrichtung der Republik im April bzw. Mai 1945. Altersbedingt geht er in den Ruhestand. Er tritt der neugetründeten Österreichischen Volkspartei (ÖVP) und der ÖVP-Kameradschaft der politisch Verfolgten und Bekenner für Österreich bei.
1950 heiratet er Anna Huttmann, geborene Hranisch. Er verstirbt mit 75 Jahren in Wien.
Lieux
Lieu de résidence:
Citations
Wiener Stadt- und Landesarchiv (WStLA)
